Welchen Aufwand hat die Auftragnehmerseite mit Open BIM / Closed BIM?
Der Aufwand für das BIM Management und die Aufstellung der Arbeitsabläufe und Prozesse im BAP bei Open BIM oder Closed BIM Projekten ist vergleichbar hoch. Wenn ein Planungsbüro den Auftrag für das BIM Management und die Aufstellung des BAP hat, ergeben sich keine nennenswerten Unterschiede.
In einem Open BIM Projekt ergibt sich für Planungsbüros durch den Datenaustausch über IFC-Dateien ein zusätzlicher Aufwand, das die Daten vor jedem Transfer in die gemeinsame Datenumgebung aus der Konstruktionssoftware in das IFC-Format exportiert werden müssen. Unter Umständen sind bei spezifischen Anforderungen aus dem BAP auch Parameter im Projekt zu ergänzen, weil sie in den Standard IFC-Schnittstellen der Konstruktionssoftware nicht enthalten sind. Die Häufigkeit der Datenübergabe in BIM Projekten kann je nach BAP und Planungsphase stark variieren. Der Rhythmus kann daher von wöchentlich bis zum Abstand von mehreren Wochen betragen, jedoch ist davon auszugehen, dass es im Schnitt um einen zwei- bis dreiwöchigen Rhythmus geht. Damit fällt auch der Export nach IFC entsprechend oft an.
In einem Closed BIM Projekt stehen den Aufwänden für den wiederholten Datenexport nach IFC die Aufwände gegenüber, die für die Umstellung auf die im Projekt vorgeschriebene Software betrieben werden müssen, wenn das Büro ansonsten eine andere Konstruktionssoftware einsetzt.
Das bedeutet zunächst, dass in die Anschaffung der Software und in die Ausbildung der MitarbeiterInnen für die Anwendung der Konstruktionssoftware investiert werden muss. Oder es müssen neue MitarbeiterInnen rekrutiert werden, die bereits mit dieser Software vertraut sind. Die Investition in die Software stellt dabei den geringeren Anteil des Aufwands dar. Viel stärker wiegen die organisatorischen Maßnahmen für die Schulung von MitarbeiterInnen oder die Integration neuer MitarbeiterInnen. Mit dem Einsatz der neuen Software müssen unter Umständen auch Arbeitsabläufe angepasst werden.
Bei Closed BIM Projekten entstehen also für Büros, welche die geforderte Konstruktionssoftware noch nicht einsetzen, zum Projektstart sehr hohe Organisations- und Investitionsaufwände für die Umstellung. Im späteren Projektablauf entfällt im Gegenzug die Notwendigkeit des Datenexports in das IFC-Format vor den Transfers der Daten in die gemeinsame Datenumgebung.
Die Hürde für den Einstieg in ein Closed BIM Projekt für ein Planungsbüro ist deshalb sehr hoch, wenn eine andere als in dem Projekt geforderte Konstruktionssoftware eingesetzt wird. Ob es für ein Planungsbüro machbar ist, die Umstellung der Software für die Teilnahme an einem Closed BIM Projekt umzusetzen, muss in jedem Fall individuell betrachtet werden. Dies hängt vom Organisationsgrad, der personellen Auslastung und weiteren Faktoren ab.