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Autodesk Open versus Closed BIM: 

Eine Betrachtung aus Sicht der Auftraggeber

Autodesk Open BIM versus Closed BIM – Eine Betrachtung aus Sicht der Auftraggeberseite

Das Building Information Model (BIM) gilt als die Zukunft der Baubranche. Voraussetzung für den Einsatz von BIM ist die Erstellung virtueller dreidimensionaler Gebäudemodelle mit entsprechender Konstruktionssoftware. Im letzten Blogartikel haben wir Ihnen einen Überblick über die Vor- und Nachteile bei der Planung und Durchführung mit BIM verschafft. Im folgenden Teil gehen wir nun tiefer auf die Optionen Open und Closed BIM ein.

Open BIM versus Closed BIM – Eine Betrachtung aus Sicht der Auftraggeberseite

Der Begriff „Open BIM“ wird verwendet, wenn bei einem BIM Planungsprozess für den Datenaustausch ausschließlich das IFC-Dateiformat als neutrales Austauschformat eingesetzt wird und den Planungsbeteiligten keine Vorgaben gemacht werden, welche Konstruktionssoftware einzusetzen ist.

„Closed BIM“ bezeichnet einen BIM-Planungsprozess, bei welchem für die wesentlichen Fachgewerke im BIM Abwicklungsplan (BAP) eine spezifische Konstruktionssoftware vorgeschrieben wird. Meistens wird die Vorgabe, welche Konstruktionssoftware in „Closed BIM“-Projekten einzusetzen ist, durch den Auftraggeber definiert.

Am Markt gibt es aktuell nur wenige Anbieter, die in einer einheitlichen Software-Umgebung auf einer Plattform alle drei Fachplanungsbereiche Architektur, Tragwerksplanung und Technische Gebäudeausrüstung abdecken können. Einer dieser Anbieter ist Autodesk mit der Konstruktionssoftware Revit.

Einschränkungen bei Gebäudemodelldaten im IFC-Format

Aktueller Stand der Technik ist, dass IFC-Gebäudemodelle nur eingeschränkt bearbeitet werden können. Um geometrische Änderungen des Modells vornehmen zu können, muss dieses in ein Konstruktionsprogramm mit IFC-Schnittstelle importiert werden.
Das importierte IFC-Modell lässt sich jedoch in der Konstruktionssoftware nicht mit derselben Effektivität bearbeiten, wie ein in der Konstruktionssoftware erstelltes Modell, welches nicht exportiert wurde. Die Unterschiede im Bearbeitungsaufwand sind erheblich!

Ohne hier auf Details einzugehen kann man festhalten, dass Änderungen der Gebäudegeometrie nur in dem nicht exportierten Gebäudemodell in der Konstruktionssoftware effektiv vorgenommen werden können, mit der das Gebäudemodell erstellt wurde.

Open BIM: Argumente bzw. Szenarien, die für einen open Projektablauf sprechen

Wenn bei einem Gebäude für die zukünftige Lebensdauer keine größeren Anpassungen oder Umbauten zu erwarten sind, welche die Gebäudegeometrie betreffen, kann die größere Freiheit bei der Auswahl der Planungsbeteiligten oder Anbieter für die Bauausführung also ein hohes Gewicht erhalten und spricht für ein Open BIM Projekt.

Auch wenn der Auftraggeber das Gebäude später nicht selbst verwalten will bzw. nicht mehr für den Betrieb des Gebäudes verantwortlich ist, überwiegen die Vorteile eines Open BIM Prozesses.

Closed BIM: Argumente bzw. Szenarien, die für einen closed Projektablauf sprechen

Wenn der Aufraggeber ein oder mehrere Gebäude selbst verwaltet bzw. den Betrieb zu verantworten hat und es sich um Gebäude handelt, bei denen später mit häufigen Anpassungen oder auch größeren Umbauten in einem absehbaren Zeitrahmen zu rechnen ist, sieht die Angelegenheit anders aus. Hier muss bei der Entscheidung stärker differenziert werden und es müssen weitere Kriterien für die Entscheidung herangezogen werden.

1. Hat der Auftraggeber eine eigene Bauabteilung mit qualifizierten Mitarbeitern und sollen Anpassungen des Gebäudemodells im laufenden Betrieb oder für Umbauten durch diese Abteilung vorgenommen werden?

Dann spricht dies klar für ein Closed BIM Projekt. Denn ansonsten müsste der Auftraggeber für unterschiedliche Gebäude unterschiedliche Modellierungssoftware einsetzen, je nachdem, welche Software der Fachplaner eingesetzt hat. Dies ist jedoch in der Regel unpraktisch, weil es nicht nur die Vorhaltung mehrerer Softwareprogramme für einen Fachplanungsbereich z.B. die Architektur mit den entsprechenden Folgekosten, sondern auch entsprechende Personalkapazitäten in der Bauabteilung des Auftraggebers erfordern würde.

2. Arbeitet der Auftraggeber bezogen auf ein Projekt mit denselben Dienstleistern bei Planungen und auch bei Umbauplanungen zusammen, und wird die Leistung der Anpassung von Gebäudemodellen während des späteren Betriebs des Gebäudes von denselben externen Fachplanern durchgeführt, welche dieses geplant haben?

Dies kann dann für ein Open BIM Projekt sprechen, bei dem die Auswahl der Fachplaner weniger eingeschränkt ist. In diesem Fall werden spätere Änderungen als externe Dienstleistung durch den Fachplaner erbracht, welcher diese im ursprünglichen Gebäudemodell durchführt und dann jeweils aktualisierte IFC-Daten liefert. Allerdings entsteht hier eine große Abhängigkeit von diesen Dienstleistern. 

Soll später der Auftragnehmer für die Dienstleistung gewechselt werden, wird der neue Dienstleister dieselbe Software einsetzen müssen, mit der ursprünglich das Gebäudemodell erstellt wurde. Letztendlich verschiebt sich hier nur die Festschreibung der einzusetzenden Modellierungssoftware auf einen späteren Zeitpunkt. Alternativ könnte das Gebäudemodell komplett neu in der Software erstellt werden, welche durch den neuen Dienstleister angewendet wird. Dadurch würden jedoch bei jedem Wechsel des Dienstleisters hohe Kosten für die Erstellung des neuen Gebäudemodells entstehen.

Spezielle Herausforderungen für Auftraggeber der öffentlichen Hand:

Vergaberechtlich wird oft darauf verwiesen, dass bei Aufträgen der öffentlichen Hand keine bestimmte Software für die Erbringung einer Planungsleistung vorgeschrieben werden dürfe, weil dadurch der Wettbewerb eingeschränkt würde.
Auch hier greifen dieselben Überlegungen wie oben beschrieben. Wenn später im laufenden Betrieb Änderungen am Gebäudemodell durch Bauabteilungen oder Mitarbeiter des Auftraggebers durchgeführt werden sollen, muss hierfür das Gebäudemodell mit der Software bearbeitet werden, mit der es ursprünglich erstellt wurde. Dies in einer Ausschreibung umzusetzen, trifft allerdings auch intern oft auf sehr große Vorbehalte und Widerstände. Es gilt hier einige Dinge zu beachten, damit nach der Vergabe der Prozess nicht durch unterlegene Bieter anzufechten ist.

Alternativ gibt es hier die Möglichkeit, von vornherein die nachträgliche Neukonstruktion eines „As build Modells“ für den laufenden Betrieb in der beim Auftraggeber eingesetzten Modellierungssoftware nach der Fertigstellung des Projektes mit einzukalkulieren, und durch externe Dienstleister ausführen zu lassen. Dies verursacht allerdings erhebliche zusätzliche Kosten. Ob es im Sinne des BIM Gedanken ist, wenn Gebäudemodelle im Lebenszyklus eines Gebäudes mehrmals komplett neu erstellt werden müssen, ist ebenfalls fragwürdig.

Schlussgedanken

Die Entscheidung für die Durchführung eines Projektes mit der BIM Methode als Open oder Closed BIM ist nicht einfach zu treffen und wird von Fall zu Fall unterschiedlich ausfallen, je nach Ausgangssituation des Projektes und des Auftraggebers. In jedem Fall müssen hierfür nicht nur Aspekte bis zur Fertigstellung des Gebäudes und Übergabe an den Auftraggeber oder Betreiber beachtet werden, sondern vorranging auch die späteren Prozesse für den Gebäudebetrieb.

Eine Option: Autodesk BIM 360

Mit BIM 360 von Autodesk lassen sich beispielsweise die verschiedenen Ansätze, ob Open oder Closed BIM, umsetzen. Gern berät Sie unser Fachteam im Hinblick auf die preisgünstigste Lösung.

Wir beraten Sie gerne.

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Autor

Babett Arnold

Business Development Managerin Autodesk

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