Zeitliche Abstimmung: TSA und Vertragsverlängerungen
Neben der eigentlichen Migrationsstrategie ist die zeitliche Abstimmung besonders kritisch. Wenn die Umsetzung der Strategie erst nach Day-1 erfolgt bedarf es einerseits Transitional Service Agreements (TSA) und andererseits fast immer die Zustimmung des Vertragspartners.
Transitional Service Agreements (TSAs):
TSAs sind zeitkritische Übergangsverträge, die nach einer M&A-Transaktion in Kraft treten. Sie ermöglichen eine kontinuierliche Unterstützung und Servicebereitstellung, während die betroffenen Services und Funktionen in die neue Umgebung migriert oder neu verhandelt werden. Daraus ergeben sich allerdings weitere Fragestellungen, die es je Strategie zu beantworten gilt:
- Applikationstransfer nach Day-1: Wenn eine Applikation erst nach dem Übergangstag (Day-1) transferiert werden soll, stellt sich häufig die Frage, ob Lizenzen überhaupt nach der rechtlichen Trennung übertragen werden dürfen. Die Antwort ist abhängig von internen Vorgaben, aber auch von der vertraglichen Zustimmung des Lizenzgebers.
- Vertragsverlängerungen vor dem Transfer: Bei anstehenden Vertragsverlängerungen vor einem geplanten Transfer muss geprüft werden, ob der neue Vertrag flexible Transferklauseln enthält, die es erlauben, die Lizenzen und Serviceleistungen an die neue Gesellschaft weiterzureichen und das eigene Volumen entsprechend zu reduzieren.
- Nutzung bestehender Verträge und Lizenzen nach Day-1: Die Nutzung von Lizenzen und Verträgen der abgebenden Seite durch die ausgegliederte Gesellschaft nach Day-1 bedarf klarer Vereinbarungen. Es muss darüber hinaus geklärt werden, ob die Lizenzen und Verträge Drittnutzungsrechte beinhalten und wie mit (temporären) Dissynergien während der Migrationsphase umgangen wird.
In jedem Fall sind sorgfältige Planung und Abstimmung zwischen den beteiligten Parteien erforderlich, um Compliance-Risiken zu vermeiden und die operative Kontinuität sicherzustellen. Eine genaue Analyse und ggf. Verhandlungen mit Lizenzgebern sind unabdingbar, um die richtigen Schritte für den Lizenz- und Vertragstransfer festzulegen.
Anstehende Vertragsverlängerungen:
Bei Migrationsprojekten müssen auch die Zeitpunkte von Vertragsverlängerungen berücksichtigt werden, um günstige Konditionen zu sichern oder um Verträge anzupassen, die nicht mehr den neuen Anforderungen entsprechen.
- Preisnachteile: Ohne frühzeitige Verhandlung können günstige Verlängerungsoptionen verpasst werden, was zu ungünstigeren Konditionen führt.
- Vertragsbrüche: Ein versäumter Vertragsabschluss vor Ablauf kann zu einer unfreiwilligen Verlängerung und zu ungünstigen Bedingungen führen.
- Eingeschränkte Flexibilität: Zu späte Verhandlungen können die Möglichkeiten einschränken, den Umfang des Services zu ändern, was bei einer Migration entscheidend sein kann.
Die zeitliche Koordination dieser Aspekte ist wesentlich, um einen flüssigen Übergang zu gewährleisten und finanzielle sowie operative Risiken zu minimieren. Eine gut abgestimmte Strategie minimiert Compliance-Risiken, vermeidet finanzielle Verluste, schützt vor betrieblichen Störungen und beugt unnötigen Verzögerungen vor. Die Etablierung von Transitional Service Agreements (TSAs) spielt eine zentrale Rolle, um Kontinuität und Dienstleistungsqualität während der Übergangszeit sicherzustellen. Ein präziser Lizenztransfer und strategisch geplante Vertragsverlängerungen sind unerlässlich, um rechtliche Konformität zu gewährleisten und operative Exzellenz zu erreichen. Dabei ist eine frühzeitige und umsichtige Planung entscheidend, um während des Übergangs finanzielle und operative Risiken zu reduzieren und eine reibungslose Migration zu ermöglichen.