Und nicht vergessen: den Betriebsrat mit einbeziehen!
Im Fall des Logistikdienstleisters jedoch war nicht Naivität die Ursache für den erfolgreichen Malware-Angriff, sondern eine unbedachte Sekundenentscheidung, die, wenn wir ehrlich sind, jeder von uns tagtäglich trifft.
Ransomware ist auch nur eine Form von Malware, die etwas Böses macht
Bei einem Kundentermin vor wenigen Wochen fragte mich der IT-Leiter nach meiner Einschätzung, ob Ransomware nicht inzwischen als Thema tot sei. Eine durchaus berechtigte Frage. Immerhin: Die Entwickler des Ransomware-Baukastens GandCrab gaben jüngst bekannt, ihre Malware nicht weiter entwickeln und vertreiben zu wollen. Zuvor hatte man sich mit dem Ransomware-as-a-Service dumm und dämlich verdient. Laut eigener Aussage pro Woche 2,5 Millionen US-Dollar. Das ist ein schöner Betrag, der sicherlich auch gleichzeitig ahnen lässt, dass Cyberkriminelle noch eine ganze Zeit lang auf Ransomware setzen werden. Lukrativ ist es ja. und auf der anderen Seite ist die Aufklärungsquote bei Cybercrime noch absolut ausbaufähig.
Natürlich, es gibt immer ausgefeiltere Methoden und Lösungen aus der Security-Branche. Sandbox-Analysen testen unbekannte E-Mails und ihre Anhänge oder Links, bevor sie per E-Mail in das Netzwerk gelangen. EDR (Endpoint Detection & Response)-Systeme erlauben eine Ursachenanalyse, falls ein Angriff erfolgreich war, um für künftige Angriffe höhere Schutzmechanismen aufzusetzen. Die Security-Hersteller arbeiten mit Machine Learning. Kurz: Man macht es den Cyberkriminellen so schwer wie möglich. Man mag nun darüber diskutieren, ob Ransomware (= Verschlüsselungstrojaner) oder Cryptomining (= Kapern von Rechnern oder Smartphones, mit dem Ziel nach Kryptowährung wie Bitcoin zu schürfen) das größere Übel sei. Meine einfache Sicht der Dinge lautet: Ransomware ist letztendlich auch nur irgendeine Form von Malware, die etwas Böses macht.
Noch in der gleichen Woche des besagten Kundengesprächs setzte sich die Reihe der Ransomware-Angriffe auf US-amerikanische Stadtverwaltungen fort. In Baltimore, dessen IT-Systeme im Übrigen bereits zum dritten Mal in drei Jahren Opfer von Cyberangriffen waren, weigert man sich beharrlich, der ursprünglichen Forderung der Erpresser über umgerechnet 76.000 US-Dollar nachzukommen. Der Gesamtschaden wurde zwischenzeitlich auf über 18 Mio. US-Dollar geschätzt. Fun Fact: Das entspricht übrigens dem aktuellen Marktwert von Manuel Neuer.
Im Unterschied zu Baltimore knickten andere, ebenfalls von Ransomware betroffene Stadtverwaltungen ein und zahlten das Lösegeld: Riviera Beach: 600.000 US-Dollar und Lake City: 450.000 US-Dollar. Und damit es nicht langweilig wird – und vor allem damit man nicht in Versuchung gerät, Ransomware als Phänomen abzutun, das nicht in Deutschland und schon gar nicht im Mittelstand auftaucht: Erst Ende Juni 2019 wurde die IT der Juwelier-Kette Wempe, Hauptsitz Hamburg, von einer Ransomware außer Gefecht gesetzt. Laut Medienberichten hat man den Erpressern mehr als eine Million Euro Lösegeld bezahlt.
Wie bereits erwähnt, arbeiten Security-Hersteller fortwährend an Lösungen gegen Cybercrime. Dies ist schwer genug, denn: Der Igel „Cybercrime“ ist eigentlich immer schon vor dem Hasen „Security“ da.